Was sind Herzenstänze, was ist Sacred Dance, Kreistanz, meditativer Tanz?

Tänze im Kreis, im Halbkreis und im Kreishaufen gibt es wahrscheinlich schon seit Menschen Gedenken. In den 60er/70er Jahren haben sich der Sacred Dance, die Tänze des universellen Friedens usw. entwickelt und etabliert.

Sacred Dance wurde ganz federführend in den siebziger Jahren von Bernhard Wosien, einem großen deutschen Tänzer, der mittlerweile verstorben ist, ins Leben gerufen. So hat er zum Beispiel den Sonnentanz choreografiert, ein Tanz, der auf der ganzen Welt bekannt ist und in fast jedem Tanzkreis getanzt wird.

Eine wichtige Station für die weitere Entwicklung des Sacred Dance war der Kontakt zwischen Bernhard Wosien und der Findhorn Foundation, einer spirituell orientierten Lebensgemeinschaft in Nordschottland, für uns Mitteleuropäer vielleicht im Ansatz vergleichbar mit Taizé. Im Miteinander dort sind viele Tänze entstanden. Nach wie vor findet in Findhorn jeden Sommer das Findhorn Summer Festival, ein Zusammentreffen von vielen tanzbegeisterten Menschen und Tanzanleiterinnen und Tanzanleitern aus der ganzen Welt statt.

„Meditation des Tanzes − Sacred Dance kann ein Zugang zum ganzheitlichen Leben und Glauben sowie ein Weg zur Selbstfindung sein“ (F. Kloke-Eibl).

 

Mandy de Winter (aus ihrem Internetauftritt, zuletzt aufgerufen am 09.10.2018) (freie Übersetzung von Kirsten Zawisla)

(http://www.mandyandjudy.co.uk/mandy/circledance.htm)

Mandy de Winter, eine wunderbare, leider viel zu früh verstorbene Tanzfrau aus England, hat dazu geschrieben, dass das gemeinsame Tanzen – sehr schnell und ganz ohne Worte – Gemeinschaft schafft. Im Vergleich zu Volkstanz und Square Dance wird ihr zufolge im Kreistanz ein bewusster Fokus auf das Gruppenbewusstsein und auf die persönliche Wandlung/Veränderung gelegt.

Sie sieht ihren Tanz als eine bewegende Meditation, die die Ganzheit von Körper, Geist und Seele im Kontext einer liebenden Gemeinschaft umarmt, indem sie die Rhythmen der natürlichen Welt und die Schritte der alten Völker nutzt, und – was am wichtigsten ist – mit dem Sinn für das Heilige, das so sehr ein Teil ihres Lebens war und das fast keinen Platz in unserem hat.

 

Lynn Frances ‘Die Entstehung des Kreistanzes’ (freie Übersetzung von Kirsten Zawisla)

(© Circle Dance Friends Company Limited 2007; http://www.cscd.org.uk/CSCD_Documents/Newsletters_and_Articles/developmentOfCircleDancing.pdf)

Die Anfangsjahre

Die ursprüngliche Sammlung von Kreistänzen geht auf Bernhard Wosien, einen deutschen Tanzlehrer zurück. Er reiste nach Griechenland und in das frühere Jugoslawien und lernte dort viele regionale Volkstänze. Ihm wurde bewusst, dass er etwas sehr Wichtiges gefunden hatte, so dass er Ausschau hielt nach einem Ort, wo diese Tänze geschätzt würden. Er wusste, dass diese Tänze eine sehr spezielle Atmosphäre schufen und ein Gefühl von Gruppenzusammenhalt und Harmonie, welches er für einzigartig in unserem so ausgefüllten und geschäftigen Alltagsleben hielt.

Irgendwann erfuhr er von der spirituellen Gemeinschaft Findhorn in Schottland, die in den sechziger Jahren von Eileen und Peter Caddy und Dorothy Maclean gegründet wurde, nachdem sie, als Ergebnis aus einer meditativen Haltung und der Akzeptanz, dass eine höhere Kraft am Werk war, Sanddünen im Nordosten Schottlands in außerordentlich fruchtbaren Boden verwandelten, auf dem rekordverdächtiges Gemüse wuchs. Schon bald begannen andere Menschen sich dort niederzulassen, um ihr eigenes spirituelles Leben zu bereichern und um eine Bedeutung im Leben zu finden, die ihnen bis dahin gefehlt hatte.

1976 lud diese Gemeinschaft Bernhard Wosien ein, seine Tänze nach Findhorn zu bringen, wobei er Findhorn als fruchtbaren Grund, wo die Tänze blühen würden, beschrieb, was dann auch der Fall war.

Wie die Tänze sich verbreitet haben

Nachdem unvermeidbarerweise einige Menschen Findhorn wieder verließen, um woanders neu zu starten nahmen sie die Kreistänze mit, die so ein wichtiger Teil ihres Lebens in dieser Gemeinschaft gewesen waren. In zahlreichen Regionen Britanniens und auch im Ausland entstanden Gruppen. Ganz allmählich verbreitete sich diese Nachricht und das wunderbare Gefühl, das durch diese Art von gemeinschaftlicher Bewegung entstand, wurde ein notwendiger Teil des Lebens für eine immer größere Anzahl von Menschen.

Die Liste der Lehrer wuchs dramatisch an, von einer Hand voll von Lehrern in den frühen achtziger Jahren gibt es heutzutage einige 100 Lehrer. Auch das Repertoire wurde über die Jahre durch Hunderte von weiteren Tänzen ergänzt, wobei einige traditionell sind und aus Ländern wie Griechenland, Rumänien, Bulgarien, Israel, Frankreich und Russland kommen, tatsächlich überall wo man im Kreis tanzt. Andere Tänze sind neu choreografiert und inspiriert von einer ganzen Reihe von Musikstücken.

Musik

In den Anfangszeiten des Kreistanzes wurde die Musik dort gesammelt, wo immer sie gefunden werden konnte und viele der Aufnahme waren qualitativ schlecht. In den letzten Jahren, wo immer es möglich war, haben die Tanzlehrer ihre Musik von Originalaufnahmen aus dem Herkunftsland bezogen. Hinzu kommt, dass es eine größer werdende Anzahl von Gruppen gibt, die Live Musik für zahlreiche verschiedene Anlässe spielen. Einige von diesen Bands haben ihre eigenen CDs aufgenommen. Die Qualität der Musik, zu der wir tanzen, ist also ganz erheblich verbessert worden aus beiden Richtungen.

Kreismitte

Ein ganz wichtiges Merkmal des Kreistanzes ist die Kreismitte, manchmal ein dekoratives Stück Stoff mit einer Kerze in der Mitte, eine Pflanze oder einige Blumen oder möglicherweise auch einige Kristalle. Das sorgt für einen wundervollen Fokus für die TänzerInnen und stellt auch sicher, dass der Kreis am selben Platz im Raum bleibt und dass seine Energie immer zu dieser einen Mitte und dieser Kerze gerichtet ist.

Die Tänze sind wie bewegende Meditation, so dass wir nach jedem Tanz eine kurze Pause haben, um das Gefühl für den Tanz in uns aufzunehmen. Das kann eine sehr persönliche Erfahrung sein, weil jede Person ganz unterschiedlich auf jeden Tanz reagiert. In dem Moment nach dem Tanz liegt die Essenz des Tanzes. Wir klatschen nach einem Tanz nicht, weil es die Energie vertreibt, die die Bewegung um diese Mitte herum geschaffen hat. Dieser Moment der Stille ist sehr häufig eine sehr kraftvolle Erfahrung.

Am Ende einer Kreistanzstunde halten die Tänzer die Stille und lenken ganz bewusst das Licht der Kerze, zu einer bestimmten Person oder an einem bestimmten Ort auf dieser Welt, die/der positive Gedanken braucht, um Heilung und Trost zu bringen. Das Licht der Kerze repräsentiert die Energie all der Tänze, die während dieser Stunde getanzt wurden. Das Ausblasen der Kerze ist ein einfaches Ritual, das die Aussendung der Energie von der Mitte in die Welt hinaus symbolisiert.

Was steckt in einem Namen?

In den zurückliegenden Jahren gab es viel Diskussion darüber, wie auf diese schönen Tänze Bezug genommen werden soll. Bernhard Wosien nannte seine Tänze ‚heilige Tänze‘. Das Wort heilig wird auch mit heilend, heilmachend und Einssein in Verbindung gebracht. Die englische Übersetzung ‚sacred‘ ist nicht passend. Auf Englisch gibt es kein einzelnes Wort, welches die Vielzahl dieser Bedeutungen zusammenfasst.

Bernhard Wosien hat zu diesen Tänzen geschrieben:

Man muss sie tanzen und ganz präsent sein, um ihre Bedeutung und ihre heilende Kraft zu entdecken. Nur dann enthüllt sich ihr religiöser Ursprung – der Weg zum Einssein, von der Trennung zur Gemeinschaft zu lebendiger Zusammengehörigkeit.

Einige Lehrer nennen sie ‚Sacred Circle Dances‘. Andere fanden diese Bezeichnung zu einschüchternd für die, die diese Erfahrung bisher nicht gemacht haben und wählten deshalb zugänglichere Bezeichnungen wie zum Beispiel einfach nur Kreistanz oder Welttänze. Was auch immer die Bezeichnung dafür ist, letztendlich resultiert daraus derselbe Effekt: nämlich Menschen zusammenzubringen in einer gemeinschaftlichen Atmosphäre, die ansonsten sehr selten in unserem sehr individualisierten Leben ist. Nicht zuletzt dienten diese Tänze in ihren Ursprungsländern dazu, Menschen zusammenzubringen, um wichtige Ereignisse im Leben der Gemeinschaft wie Hochzeiten, Geburten, landwirtschaftlicher Zyklus, Verbindung der Menschheit mit der Natur und dem Göttlichen zu feiern, aber auch der Toten zu gedenken sowohl der Menschen als auch der Tiere. Viele Tänze kennzeichneten diese Übergangsriten.